Bericht zum 40jährigen Jubiläum

Bericht von Br. Paul Baumgärtel (Vater von Schw. Käthe Voigt), Falkenstein zum 40jährigen Kirchenjubiläum der Methodistengemeinde Falkenstein i. V. am 15. September 1940

Im Jahre 1891 kamen einige ältere Leute, zu denen sich auch meine Eltern gesellten, bei Br. Karl Strobel, Gartenstrasse 19 zu- sammen und lasen zu ihrer Erbauung aus ,,Harms u. Brastbergers Predigtbuch“. Zu dieser Zeit kam Br. Jakob Krögel, Bibelkolpor- teur aus Naila, ausgestellt von einer Bibelgesellschaft, Mitglied der Vereinigten Brüder in Christo, nach hier und verkaufte jedes Jahr im Sommer so gegen 5-6 Wochen seine Bibeln und andere gute Bücher. Er kam auch ins Haus meiner Eltern und bot seine Bibeln an. Er logierte damals im Gasthof zum Stern. Bei einem Besuch machten ihm meine Eltern dern Vorschlag, nicht mehr im Gasthof, sondern bei ihnen unentgeldlich zu übernachten, was er gern annahm. Es ergab sich daher ganz selbstverständlich, dass Br. Krögel mit in die genannten Erbauungsstunden kam und da- bei diese Leute kennen lernte. Nach einiger Zeit übernahm er die Leitung dieser Versammlungen.

Im Jahre 1893 schickte Br. Krö- gel seinen Prediger aus Hof nach Falkenstein, da sonst nur im Sommer wahrend seiner Tätigkeit als Bibelkolporteur Versamm- lungen gehalten werden konnten. Am 8. August 1893 hielt Prediger Spiegel aus Hof den ersten Gottesdienst in der Wohnung von Bruder Karl Strobel in der Gartenstrasse 19. Es muss hier noch erwähnt werden, dass Br. Karl Strobel der Vater unserer Schw. Ida Löffler war. Prediger Spiegel kam dann alle 14 Tage nach Falkenstein und hielt Gottesdienste. Da aber die Polizei im Auftrag der Landeskirchlichen Geistlichkeit in diese Versammlungen störend eingriff und auch die Stube dieses Bruders zu klein wurde, musste ein anderer Unterschlupf gesucht werden; Er fand sich bei Br. Eduard Schmidt im Bahnwärterhaus an der Ziegengasse. Dort war einige Zeit Ruhe vor dem Nachspüren der Polizei. Zu dieser Zeit kam Br. Kühlwein von der damaligen Philadelphia jetzt landeskirchliche Gemeinschaft und hielt in Fal- kenstein auch Versammlungen, wodurch allerlei Leute von uns wegblieben und zu diesen Versammlungen gingen. So entstand in Falkenstein die Landeskirchliche Gemeinschaft. Aber auch im Bahnwärterhäuschen konnten die Geschwister wegen Platzmangel nicht lange bleiben. Prediger Spiegel suchte ein neues Lokal und fand es Ellefelderstrasse 5 jetzt Nr.19. Dieser Versammlungsraum wurde am 2. September 1894 eingeweiht. Prediger Spiegel zog dann im Jahre 1895 von Hof nach Falkenstein. Die Polizei spürte der kleinen Gemeinde nach der Einweihung dieses Lokals wieder stärker nach. Es kam zu allerhand Zwischenfällen, wovon ich als Kind selbst einige miterlebte, die ich hier kurz wiedergeben möchte.

Einmal musste ich ins Zimmer von Schuldirektor Petzold und wurde im Beisein von Pfarrer Schneider über die Sonntagsschule vernommen. Es wurde sogar ein Protokoll über meine Aussagen aufgenommen. Ich wurde aufgefordert, solche Sprüche mitzubringen, die wir zu Hause lernten und dann am Sonntag in der Sonntagsschule unseren Lehrern hersagten. Mein Vater suchte zu diesem Zweck einige Sprüche heraus, die ich den Herren vorlegte. Diese Sprüche gingen ihnen scheinbar etwas auf die Nerven, denn ich bekam allerlei zu hören. U.a. war auch der Spruch ,,Ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen“ usw. dabei, welcher die Herren besonders erregte. Der Erfolg war, dass die Sonntagsschule verboten wurde. – Ein andermal war ich an einem Sonntagabend mit zum Gottesdienst, da kam die Polizei und löste die Versammlung auf Ich hörte noch, wie ein Besucher der Versammlung in spöttischer Weise sagte: ,,So, nun könnt ihr in Zion einmarschieren.“. – Wir konnten uns daraufhin im Lokal nicht mehr versammeln und wurden die Gottesdienste im Wald, in Werda bei Geschw. Höffner, in Ellefeld Ortsteil Eger nachts 11 Uhr usw. gehalten.

Da kam einmal Bischof MilIs von den Vereinigten Brüdern aus Amerika und durfte nicht im Versammlungslokal sprechen. Er hielt dann eine Versammlung bei Br. Fritz Morgner in Ellefeld, wenn ich nicht irre. Soweit meine Ausführungen über selbsterlebte Verfolgungen, hervorgerufen durch die damalige Geistlichkeit unserer Stadt. Diese Verfolgungen zogen sich bis ins Jahr 1898. Es wurde deshalb ein Gesuch an König Albert von Sachsen gerichtet um Freigabe unserer Gottesdienste, was jedoch abschlägig beschieden wurde. Es wurden sogar Geldstrafen verhängt und betrugen diese in einem Falle RM 100,–, Durch diese wachsenden Unannehmlichkeiten beschloss die Gemeinde sowie Distriktsvorsteher Barkemeyer und Pred. Spiegel, sich der Methodistenkirche, welche in Sachsen Predigtfreiheit hatte, anzuschliessen. Diese Besprechung war im Frühjahr 1898. Prediger Spiegel wandte sich daher an den Prediger der Methodistenkirche in Plauen, Pred. Engelbert Wunderlich, der die Angelegenheit an der Konferenz der Meth.Kirche zur Sprache brachte und die Aufnahme der Gemeinschaft der Vereinigten Brüder in Christo in Falkenstein, bestehend aus 93 Mitgliedern und Probegliedern empfahl. Hierauf wurde Falkenstein dem Bezirk Plauen zugeteilt und gehörte von da an zur Meth.Kirche.

Prediger Wunderlich bediente die Gemeinde bis 1902. Während seiner Tätigkeit wurde im Jahre 1900 die Kirche gebaut. Zu diesem Zweck überliess uns der verstorbene Brd. Karl Klein einen Teil seines Garten zu einem billigen Preis. Mit der Ausschachtung wurde am 18.4.1900 begonnen, die Grundsteinlegung fand am 26.4.1900 statt und eingeweiht wurde unser Gotteshaus am 16.September 1900. Erbaut wurde unsere Kirche von Baumeister Brd. Beck, Greiz. Anfangs war die Kapelle ohne Empore, das Treppenhaus befand sich an der Stelle unseres jetzigen kleinen Saales und der damalige kleine Saal war beim letzten Fenster des jetzigen Kirchensaales, und auch die eingebaute Predigerwohnung war viel primitiver als heute. Im Jahre 1902 wurde Falkenstein vom Bezirk Plauen abgetrennt und erhielt als eigener Bezirk als 1.Prediger von Seiten der Meth.Kirche Prediger Stemmler, unseren jetzigen Distriktsvorsteher. Er kam vom Seminar aus Frankfurt nach Falkenstein und bediente die Gemeinde mit den von Wilkau abgetrennten Predigtplätzen Rodewisch und Wildenau von 1902 bis 1904. Im Jahre 1903 kam dann noch vom Bezirk Reichenbach abgetrennt der Platz Treuen hinzu. Von 1904 – 1906 bediente Pred. Ferdinand Schmidt unseren Bezirk. Da er schon älter war und mit geschwächter Gesundheit hier ankam, wurde ihm als Gehilfe Br. Friedrich Klein zugeteilt. Pred. Ferd. Schmidt ging 1906 in den Ruhestand. Sein Nachfolger war sein Bruder Pred. Ernst Schmidt von 1906-1908, der Schwiegervater unseres 1 .Pred. Wenzel. Als Gehilfen standen Pred. Ernst Schmidt zur Seite: von 1906-1907 Br. Leo Heinrich, gefallen im Weltkrieg in Russland, von 1907-1908 Br. Paul Kittelmann jetzt Prediger in Kassel. Der nächste Prediger war Pred. Paul Dietze, der von 1908-1913 hier amtierte. Sein Gehilfe war von 1908- 1909 Brd. Adolf Weigel jetzt Prediger in Crottendorf Während der Tätigkeit Brd. Dietzes bestand der Bezirk Falkenstein aus folgenden Predigtstationen: Falkenstein, Rodewisch, Treuen, Wildenau, Grünbach, Dorfstadt, Brunn, Schnarrtanne und Ritzengrün.

Am 1.Sonntag des Jahres 1909 wurde vom Gehilfen Brd. Weigel in Auerbach ein Saal eingeweiht und auch in Werda wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Auch in Lengenfeld wurde versucht, eine Gemeinde zu gründen. Da Pred. Dietze mit seinen am Wort dienenden Brüdern die Arbeit auf dem großen Bezirk zu viel wurde, kam der frühere Bibelkolporteur Brd. August Schmidt, genannt Bibel-August, als Laienprediger nach Fal- kenstein, um den Bezirk mit zu bedienen. Im Laufe der Jahre war die Kapelle zu klein geworden und nach einem Umbau wurde ihr im Jahre 1909 die heutige Form gegeben. Am 26. September 1909 wurde die Kapelle neu geweiht. Nach dem Weggang von Brd. August Schmidt kam als 2.Prediger direkt aus dem Seminar Brd. Friedrich Klein auf den Bezirk. Er wohnte jedoch in Rodewisch. Dort wurde 1909 ebenfalls eine Kapelle eingeweiht. Im Jahre 1910 wurde Rodewisch mit den Stationen Auerbach, Wildenau, Brunn, Schnarrtanne und Ritzengrün unter der Führung von Pred. Friedrich Klein eigener Bezirk. Es gelang auch, von dort aus in Lengenfeld eine Gemeinde zu gründen. 213 Mitglie- der und Probeglieder bildeten den neuen Bezirk. Falkenstein behielt die Stationen Treuen, Grünbach, Werda und Dorfstadt mit 266 Mitgliedern und Probegliedern. – Der Nachfolger von Brd. Dietze war von 1913-1916 Pred. Johannes Werler jetzt im Ruhestand. Wahrend seiner Tätigkeit brach der Weltkrieg aus und der Besuch der Gottesdienste ließ nach, da die Soldatenbrüder fehlten und viele Geschwister auswärts in Arbeit standen. Dorfstadt wurde als Predigtplatz aufge- geben, da die Bedienung wegen Fehlens der Brüder unmöglich geworden war.

Es besteht heute dort noch eine gut besuchte Klasse und die Dorfstädter Geschwister kommen gerne und sehr pünktlich zu den Gottesdiensten nach Falkenstein. – Von 1916-1921 stand der erste voriges Jahr verstorbene Prediger Brd. Friedrich Bröske dem Bezirk vor. Er hat eine furchtbare Zeit hier erlebt: Krieg und Schlangestehen vor den den Läden, sodass er bei seinen Hausbesuchen ganz selten jemand antraf Dazu kam noch der Anfang der Inflation nach Beendigung des Krieges. Während seiner Tätigkeit wurde in Treuen ein leerste hendes Gebäude gekauft un zu einer Kapelle umgebaut. Auch wurden von Treuen aus Altmannsgrün und Schreiersgrün als Predigtplätze aufgenommen. Am Ende seiner Arbeit in Falken stein zählte der Bezirk 505 Mitglieder und Probeglieder. – Im Jahre 1921 kam als Aufsichtsprediger aus Flensburg unser heutiger Festredner Prediger Dürr und übernahm bis 1929 den Bezirk. Brd. Dürr kam 8 Wochen vor der Konferenz nach hier und war seine erste Arbeit die Teilung des Bezirkes zund zwar wurde Treuen mit Altmannsgr�n und Schreiersgrün selbstständi ger Bezirk und erhielt 92 Mitglieder und Probeglieder. Während der Tätigkeit von Br. Dürr hat sich auf dem Bezirk allerlei ereig net. Es bedurfte an unserer Kapelle allerlei Reparaturen. Es wurde elektrisches Licht gelegt und danach wurde die Kirche in nen renoviert. Das Dach war ebenfalls schadhaft geworden und musste erneuert werden, später wurde noch die Dampfheizung eingebaut und als letztes erfolgte der Aussenanstrich. Weiter wurden die Zäune erneuert und der Weg vorm Eingang der Kirche gepflastert. Da die Sonntagschule und der Jugendkreis immer größer wurde, erwarben wir einen Platz in Ellefeld, um den Interessen unserer Jugend entgegenzukommen. Im Jahre 1926 hatten wir auch das große Missionszelt hier, das auf dem Jahn- platz stand und die ganze Zeit über immer sehr gut besucht war. In diese Zeit fiel auch die Veranstaltung großer Sänger- und Po- saunenfeste. Auch wurde ElIefeld eine neue Predigtstation, da die Sonntagschule wegen Platzmangel in erster Linie dazu drängte.

In Werda machte sich auch ein Kapellenbau nötig und wurde der Grundstein hierzu am 7. Mai 1927 gelegt, die Einweihung fand am 11. September 1927 statt. – Vom 15.4.1923 bis Oktober 1928 hatte der Bezirk Falkenstein auch Gemeindeschwestern. Von 1928-1929 bekamen wir in Br. Schenker jetzt Prediger in Waltersdorf bei Greiz einen 2.Prediger. Der Bezirk zählte bei Brd. Dürrs Weggang 650 Mitglieder und Probeglieder sowie 4 Sonn- tagschulen mit insgesamt 600 Kindern. – Von 1929-1931 be- diente Pred. Friedrich Klein, der zum 3.Male zu uns kam, den Bezirk. Ihm waren beigegeben als 2.Prediger von 1929-1930 Brd. Johannes Körner jetzt Prediger in Raschau und von 1930- 1931 Brd. Johannes Schäuble jetzt Prediger in Greiz. Durch eine gesegnete Friedensglockenmission wurde Schöneck als Predigt- station aufgenommen. Bei dieser Arbeit brauch einer unserer Brüder (Otto Ebert) bei großer Glätte vor dem Hause Schöneck, Bahnhofstrasse 13 den Arm 2mal. Durch diesen Vorfall wurden aus diesem Hause einige Leute für Gott gewonnen und war dies der Anfang für die Gründung der dortigen Gemeinde. Am 9.März 1930 wurde in Schöneck Klingerstrasse 2 zur Abhaltung von Versammlungen ein Saal eingeweiht. – Vom 31 .Mai 1931 ab hielt die Gemeinde Ellefeld auch Sonntag Vormittag ihre Got- tesdienste im eigenen Lokal und so kam es wieder zu einer Be- zirksteilung. Den neuen Bezirk Ellefeld übernahm Pred. Friedrich Klein und wurde ihm Schöneck mit zugeteilt.

Der Bezirk zählte 240 Mitglieder und Probeglieder. – Nach Falkenstein kam 1931 Pred. Paul Brombacher jetzt Prediger in der Schweiz, der unse- rem Bezirk nur 1 Jahr vorstand. Während dieser Zeit begannen wir in Trieb/Bergen eine Friedensglockenmission und wurde am 24. Januar 1932 in Trieb ein Saal eingeweiht. Am Ende der Ar- beit von Brd. Brombacher war das große Missionszelt zum 2.Male in Falkenstein. – Sein Amtsnachfolger wurde von 1932- 1936 Pred. Paul Tautorat jetzt in Werdau. Wahrend seiner Amts- zeit wurde in Grünbach der jetzige Versammlungssaal geweiht, da die Verhältnisse in der Schule unhaltbar geworden waren. 1934 bedurfte es wieder einer Innenrenovierung unserer Kirche. Ein Jahr vorher und zwar am 15.Oktober 1933 weihten wir unser jetziges Gemeindeheim ein. Am 31.12.1935 wurde der Saal in Trieb aufgegeben und nach Bergen verlegt. – Nach Brd. Tautorat kam 1936 Pred. H.P.Wenzel, ein früherer Südseemissionar, zu uns. Er war über 66 Jahre alt, als er zu uns kam und was er ge- leistet hat, steht noch in unserer aller Erinnerung. Da in Ellefeld ein jüngerer Prediger stationiert war, nahm die Konferenz die Station Bergen von Falkenstein weg und übergab sie dem Bezirk Ellefeld. Am 13. September hielt Prediger Funk in Bergen seine Antrittspredigt. – Am 24.Mai 1938 hielt Pred. Wenzel eine Fei-erstunde anlässlich der 200.Wiederkehr der Bekehrung des Gründers der Meth.Kirche, John Wesley. Am 12.Juni 1938 weihten wir unsere kleine Orgel ein. Im Sommer des Jahres 1939 bekam unsere Kirche auch „äusserlich ein neues Kleid. Im Abend- gottesdienst des 30.Juni 1940 hielt Prediger Wenzel seine Ab- schiedspredigt. Er zog nach Eisenach als Prediger im Ruhestand, um die dortige kleine Gemeinde noch mit zu bedienen. Aus den kleinen Anfängen des Jahres 1891 entwickelte sich ein Werk, das heute 5 Bezirke mit 5 Predigern und 1560 Mitgliedern und Probegliedern umfasst, ausserdem werden ca. 1000 Kinder in 16 Sonntagschulen mit dem Wort Gottes bekannt gemacht. –

Bei Antritt unseres jetzigen Predigers Brd. Pollmer, der am 14.Juni 1940 hier seinen Dienst begann, zählte unser Bezirk 490 Mitglieder und Probeglieder. Für seine Arbeit erbitten wir Gottes Segen und Beistand, denn daran ist alles gelegen. Am Schluß dieses Berichtes ist noch zu bemerken, dass aus unse- rer Gemeinde zwei Prediger hervorgegangen sind. Es sind dies Brd. Johannes Thomas jetzt Prediger in Planitz und Brd. Hellmut Trommer jetzt Prediger in Königswalde. (Abschrift eines vorliegenden Originals)